Vor sechs Jahren hat sich Orahovac mit Jobtastic selbstständig gemacht. Rund 800 Unternehmen betreut er heute in der DACH-Region, davon stammt der Großteil – 95 Prozent – aus Deutschland, vor allem aus den wirtschaftlich starken Regionen NRW und Bayern. Für die Kunden übernimmt das Team die Erstellung und Promotion von Stellenanzeigen auf Social Media, insbesondere auf Facebook und Instagram. „Als ich mit Jobtastic gestartet bin, musste ich noch oft Kaltakquise betreiben. Heute bekomme ich täglich Anfragen auf den Tisch – die Bedeutung von Online-Recruiting ist im Zuge einer immer digitaler werdenden Gesellschaft stark gewachsen“, betont Orahovac, der selbst aus dem Bereich Personalmarketing stammt.
Er weiß: Digitales Marketing verpufft schnell, wenn der Content nicht zielgruppengerecht aufbereitet ist. „Beim Scrollen durch den Newsfeed bleiben wenige Sekunden, um den Nutzer davon zu überzeugen, die Stellenanzeige zu lesen. Umso wichtiger ist es, dass auf den ersten Blick erkennbar ist, um welches Unternehmen, um welchen Job und um welchen Standort es sich handelt“, weiß Orahovac. Er empfiehlt, die Gestaltung des Postings so realistisch wie möglich zu halten: Keine Außenansicht vom Firmengebäude zeigen, sondern Menschen bei der Arbeit. Besser ein Foto vom Team oder von einem echten Mitarbeitenden aus dem Unternehmen als ein Symbolfoto mit Personen, das auch jedes andere Unternehmen verwenden könnte. „Da darf man auch ruhig Klischees bedienen, die die meisten potenziellen Kandidaten mit dem Job verbinden würden. So ist es bei aller Mühe zur Geschlechtergerechtigkeit beispielsweise sinnvoller, einen Mann anstatt einer Frau im Lkw abzubilden, wenn man Berufskraftfahrer sucht“, weiß Orahovac.
Absage an Videos auf TikTok und Instagram
Eine klare Absage erteilt der Jobtastic-Inhaber dem Trend zu Videos auf Instagram und TikTok. Das komme beim Online-Recruiting weniger gut an. Denn: „Videos sind vergleichsweise teuer, sodass am Ende nur noch wenig Werbebudget für gutes Targeting übrigbleibt. Außerdem sind viele Videos mit einem Spannungsbogen aufgebaut. Das funktioniert bei Unterhaltungsformaten, aber nicht beim digitalen Marketing für Stellenanzeigen, bei denen auf den ersten Blick die wichtigsten Infos klar werden sollen. Für lange Videos fehlt den Nutzern oft die Zeit und die Lust“, stellt Orahovac klar.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für den Erfolg von digitalem Marketing auf Social Media: Die Zielgruppe kennen und wissen, auf welchem Kanal sie sich bewegt. „Auf LinkedIn werden Sie zum Beispiel kaum potenzielle Berufskraftfahrer oder Handwerker finden, weil sich diese Plattform eher an Menschen im kaufmännischen oder Dienstleistungsbereich richtet. Dafür sind dann Facebook oder Instagram geeigneter“, so der Agenturchef.
Niedrigschwellig und unkompliziert
Ziel von Jobtastic ist es, über Stellenanzeigen auf Facebook und Instagram bei potenziellen Bewerbern Aufmerksamkeit zu erzeugen und sie zu animieren, auf eine Landingpage für mehr Informationen zum Jobangebot zu klicken. „Die Landingpage halten wir bewusst sehr schlicht. Das Bewerbungsverfahren soll so unkompliziert und niederschwellig wie möglich sein. Der Kandidat soll dort lediglich ein paar Fragen zu seiner Qualifikation beantworten und seine Kontaktdaten hinterlassen. Je schneller und einfacher eine Bewerbung möglich ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand online bewirbt. Insbesondere die jüngere Generation hat heute weder Lust noch Zeit, sich lange mit einer Bewerbung zu befassen“, fasst Orahovac zusammen.
Für das digitale Marketing nutzt Jobtastic den Meta-Werbeanzeigenmanager und weitere Tools bei Facebook, LinkedIn und Google. Für die Beiträge auf Social Media gibt es bestimmte Kriterien, die das Jobtastic-Team beachtet: „Anhand der verschiedenen Einstellungen, die wir für die Beiträge mit den Stellenanzeigen vornehmen, können wir beispielsweise Interessen, Bildung und Wohnort der Zielgruppe genau definieren und Streuverluste vermeiden“, erklärt Orahovac. Der Agenturchef warnt aber auch davor, die Zielgruppe zu sehr einzuschränken: „Der Algorithmus als Headhunter funktioniert sehr gut – man muss ihm aber etwa sieben bis zehn Tage Zeit geben, damit er ‚lernt‘, welche Interessen der Facebook- oder Instagram-User zum Stellenprofil passen. Dadurch lassen sich übrigens auch Quereinsteiger adressieren, die man bei einem strengeren Targeting nicht erwischt hätte.“
Eine Marketingkampagne für eine Stellenzeige läuft 60 Tage. Die Beiträge werden dann – gebranded auf den jeweiligen Kunden – auf den Social-Media-Kanälen von Jobtastic ausgespielt. Hauptziel sind dabei vor allem die passiven Bewerber, also diejenigen, die eigentlich gar nicht auf der Suche nach einem passenden Job, allerdings potenziell wechselwillig sind.
Acht Mitarbeitende sowie einige Freelancer sorgen dafür, dass die Jobkampagne innerhalb von 24 Stunden für die Veröffentlichung vorbereitet ist. Die Beratung erfolgt ausschließlich online, sodass die Entfernung zum Kunden keine Rolle spielt. Der Fachkräftemangel befeuert das Geschäft, wie Orahovac berichtet. „Wir bekommen jeden Tag Anfragen. Meistens wird Personal für IT, Handwerk oder Pflege gesucht.“ Dass Jobtastic dabei helfen kann, genau diese zu finden, hat das Unternehmen unlängst im Rahmen der „DRX – Digital Recruiting Conference & Exposition“ in Düsseldorf gezeigt: Bei dem Branchen-Event für digitales Recruiting hat Jobtastic den DRX Award für den zweiten Platz in der Kategorie „Recruiting Kampagne“ bekommen.
Anja Wittenberg