Giesker & Laakmann hat sich als Spedition vor allem auf den Baustoffbereich spezialisiert. Mit 120 Mitarbeitenden und 60 Zugmaschinen transportiert das Nottulner Unternehmen Dachziegel, Klinkersteine, Betonrohre, aber auch Baumaschinen und Kabeltrommeln. Eine Herausforderung beim Transport: die richtige Baustelle finden. „Das klingt banal, aber die genauen Adressen der Neubaugebiete sind bei Google Maps oder in den Navigationsgeräten meistens noch nicht hinterlegt. Unsere Fahrer müssen sich also an Baustellenschildern orientieren oder vorher telefonisch Kontakt zur Baustelle aufnehmen, damit sie wissen, wo sie abladen können“, erläutert Laakmann. Denn mit einem tonnenschweren Lkw „mal eben wenden“ ist angesichts der häufig schmalen Straßen oder Sackgassen in Wohnbaugebieten nicht so einfach möglich. „Unsere Fahrer brauchen da schon ein gutes Nervenkostüm“, weiß er.
Kooperation mit benachbarter Fahrschule
Dass der Unternehmer überhaupt genügend Berufskraftfahrerinnen und -fahrer im Team hat, ist in der Logistikbranche keine Selbstverständlichkeit. „Die Personallage ist der springende Punkt für unseren Geschäftserfolg. Schließlich sind es die Fahrer, die die Ware zuverlässig und sicher von A nach B bringen. Das kann kein Roboter und keine KI“, betont Laakmann, der weiß, dass viele Mitbewerber Personal aus dem Ausland rekrutieren. „Wir haben mit Mitarbeitenden aus dem Ausland auch bereits gute Erfahrung gemacht. Das klappt aber nur dann, wenn sie Englisch sprechen können, sodass die Kommunikation untereinander sofort funktioniert. Wir werden uns mit der Fachkräftesuche im Ausland weiter beschäftigen müssen, um Personalengpässe künftig zu vermeiden“, verdeutlicht er.
Zwar kooperiert Giesker & Laakmann mit der benachbarten Fahrschule – dem Dialog Bildungszentrum Transport & Logistik – aber: Laakmanns Fahrer müssen die Baustoffe auf den Baustellen selbstständig abladen können. „Wer gerade den Lkw-Führerschein gemacht hat, sollte erst einmal Fahrerfahrung sammeln, bevor er auch noch einen Kran bedient oder sich durch enge Baustellen schlängeln muss. Daher tun wir uns schwer damit, Berufseinsteiger einzustellen“, erläutert der Geschäftsführer. Der Vorteil der Kooperation mit der Fahrschule: Gesonderte Schulungen, zum Beispiel für Gefahrguttransporte, kann Giesker & Laakmann so einfacher koordinieren.
Ein weiterer Punkt, der die Fachkräftesuche für die Spedition nicht leicht macht: der Platzmangel auf den Raststätten. Die Bereitschaft, im Lkw zu übernachten, habe deutlich abgenommen, weil die Rahmenbedingungen auf den Rastplätzen nicht gut seien. Es fehle an Parkplätzen und auch Ausweichmöglichkeiten in Autobahnnähe gebe es kaum. Ein Zustand, den Laakmann deutlich kritisiert: „Jeder möchte seine Ware pünktlich haben, aber niemand möchte Lkw auf den Straßen und Parkplätzen haben. Das passt nicht zusammen. Die öffentliche Wahrnehmung von Berufskraftfahrern ist leider viel zu schlecht, sodass der Beruf unattraktiv wird.“ Die Nottulner Spedition will gegenlenken: mit einer offenen Unternehmenskultur, die durch Teamevents wie das monatliche Grillen, einen Fernfahrerstammtisch oder einen eigenen YouTube-Kanal, der Einblicke in den Alltag der Berufskraftfahrer gibt, das Image der Branche verbessern soll. Für seine Fahrer will Laakmann den Alltag rund ums Transportgeschäft so angenehmen wie möglich machen, etwa durch eine hauseigene Werkstatt und Waschanlage, um die Lkw unkompliziert auf Stand zu halten. Für die Fahrer selbst gibt es monatliche Updates über Neuigkeiten in der Spedition. „Unsere Mitarbeitenden sind viel unterwegs. Die Infos halten wir daher auch digital fest, sodass sie jederzeit und überall abrufbar sind. So erzeugen wir Teamgeist, auch wenn nicht immer alle vor Ort sind“, erläutert Laakmann.
Neue Antriebsöglichkeiten getestet
Weniger beeinflussen kann der Unternehmer die Rahmenbedingungen auf den Straßen. Die Strecke bis nach Köln ist so eine Route, die dem Spediteur regelmäßig Kopfzerbrechen bereitet. Baustellen und in der Folge kilometerlange Staus oder entsprechend längere Umwege kosten Zeit und Geld. Anstatt drei Touren, schaffen seine Fahrer dann nur zwei, denn Ruhezeiten müssen eingehalten werden. Nachts um drei Uhr losfahren, damit um sieben Uhr pünktlich auf der Baustelle abgeladen werden kann – anders gehe es nicht. Auf dem Rückweg ist der Stau dann eingeplant. „An der Infrastruktur muss sich dringend etwas ändern. Für uns erschwert das Verkehrsaufkommen nicht nur die Routenplanung, sondern auch die termintreue Anlieferung in einem festen Zeitfenster, die wir uns auf die Fahnen geschrieben haben“, macht Laakmann klar, der im Zuge dessen auch deutliche Kritik an der Maut äußert. „Die Maut wurde Anfang 2023 um 80 Prozent erhöht. Dadurch sind enorme Mehrkosten für unsere Branche, die ohnehin schon unter großem Kostendruck steht, hinzugekommen – zusätzlich zu den erhöhten Dieselpreisen. Die Einnahmen aus den jüngsten Mauteröhungen fließen aber nicht in den Straßenbau, sondern überwiegend in den Schienenausbau. Das ist für mich nicht nachvollziehbar.“
Um die Kosten für seine Spedition zu optimieren, hat sich Laakmann mit seinem Team in den vergangenen Jahren intensiv mit neuen Antriebsmöglichkeiten für Lkw beschäftigt. Richtig überzeugen konnte aber bislang keine Alternative zum Diesel. Zu wenig Reichweite, zu wenig Ladeinfrastruktur. „Wir haben mehrere Gas-Lkw getestet, aber das Tankstellennetz für CNG ist noch nicht so ausgebaut, dass unsere Fahrer überall tanken können. Das verkompliziert unsere Routenplanung“, räumt Laakmann ein. Das sei auch das Problem bei Elektro-Fahrzeugen. Hinzukommen die vergleichsweise hohen Anschaffungskosten – bis zu dreimal so teuer wie ein dieselbetriebener Lkw sei die E-Variante. „Ohne eine Förderung rechnet sich die Anschaffung für uns einfach nicht. Außerdem muss auch hier die Ladeinfrastruktur gegeben sein. Unsere Fernfahrer sind oft mehrere Tage unterwegs, sodass sie nicht abends zu unserem Standort zum Aufladen wieder zurückkehren. Sie können unterwegs auch nicht auf gut Glück eine Tankstelle ansteuern und hoffen, dass eine Ladesäule frei ist“, macht Laakmann klar. Und an den Baustellen selbst gebe es eben auch keine Ladesäulen. Um die Spritkosten im Rahmen zu halten, muss der Unternehmer auf andere Möglichkeiten zurückgreifen: Assistenzsysteme zum Beispiel, die dem Fahrer die beste Route vorgeben und in Echtzeit Staus berechnen, oder ein Tempomat, der die Geschwindigkeit gleichmäßig hält und somit den Kraftstoffverbrauch reduziert. Auch eine Software, die für die Flotte die gesamte Einsatzplanung macht, hat Giesker & Laakmann schon länger im Einsatz. Lieferscheine und Frachtpapiere bekommen die Fahrer digital aufs Tablet, auch das spare Zeit. „Wir verdienen Geld, wenn wir auf der Straße sind. Daher versuchen wir, sämtliche anderen Aufgaben so effizient und schnell wie möglich abzuwickeln“, erläutert Laakmann.