Unter dem Titel „Psychologie der Technologieakzeptanz: Warum der Mensch oft langsamer ist als die technologische Entwicklung“ beleuchtete Prof. Dr. Stefan Stürmer, Sozialpsychologe und Rektor der FernUniversität, die psychologischen Hintergründe der digitalen Transformation – und damit ein Thema, das in Zeiten stetigen Wandels besonders für mittelständische Unternehmen von hoher Relevanz ist.
Zum Einstieg führte Berthold Mühlenkamp, Leiter des Kreisverbandes Coesfeld, mit Fragen in das Thema ein. Im Gespräch mit Ursula Dertmann, Leiterin des Campus Coesfeld, und Nico Seidenberg, Vertreter der Schmidt Gruppe – dem Sponsorpartner des Abends – wurden erste Perspektiven auf die Bedeutung von Technologieakzeptanz und digitaler Veränderung in Bildungs- und Unternehmenskontexten eröffnet. Die Gesprächsteilnehmenden schilderten ihre Erfahrungen und Sichtweisen auf aktuelle Herausforderungen im Umgang mit neuen Technologien und betonten, wie wichtig es sei, Digitalisierung nicht nur technisch, sondern auch kulturell und menschlich zu denken. Damit wurde der thematische Boden für den anschließenden Fachvortrag bereitet.
Mensch im Mittelpunkt digitaler Veränderung
Im Zentrum des Abends stand die Frage, warum technologische Entwicklungen zwar rasant voranschreiten, ihre Akzeptanz bei den Menschen jedoch häufig mit Verzögerung erfolgt – ein Phänomen, das besonders im Mittelstand spürbar ist. Prof. Stürmer griff diesen Widerspruch in seinem Vortrag auf und erläuterte auf wissenschaftlicher Grundlage, wie kognitive, emotionale und soziale Prozesse die Aufnahmebereitschaft gegenüber neuen Technologien beeinflussen.
Prof. Stürmer wies darauf hin, dass Widerstände häufig nicht in der Technik selbst begründet sind, sondern in fehlender Kommunikation, mangelhafter Partizipation oder unklaren Zielsetzungen. Auf dieser Grundlage präsentierte der Referent praxisnahe Strategien, mit denen Unternehmen die Akzeptanz von Neuerungen gezielt fördern können. Dazu zählen transparente Veränderungskommunikation, das frühzeitige Einbinden von Mitarbeitenden, Schulungsangebote sowie die Schaffung eines offenen Innovationsklimas.
Einen besonderen praktischen Bezug stellte Prof. Stürmer anhand einer empirischen Studie zur Einführung elektronischer Klausuren („E-Assessments“) an der FernUniversität in Hagen her. Gemeinsam mit Partnern wie der RWTH Aachen und dem Leibniz-Institut für Wissensmedien wurde ein großangelegtes Projekt durchgeführt, das zeigte, wie individuelle Unterschiede – etwa Alter, Computerangst oder Technologieoffenheit – die Akzeptanz beeinflussen. Gleichzeitig belegte die Studie: Eigene Erfahrungen mit neuen Formaten können bestehende Vorurteile abbauen und Akzeptanz stärken.
Austausch in entspannter Atmosphäre
Nach dem Vortrag bestand im Rahmen eines informellen Get-togethers bei Imbiss und Getränken Gelegenheit für Gespräche, Austausch und vertiefende Diskussionen. Viele Teilnehmende nutzten die Möglichkeit, ihre eigenen Erfahrungen im Umgang mit technischen Veränderungen zu schildern, Fragen an den Referenten zu richten oder Anknüpfungspunkte für die eigene berufliche Praxis zu identifizieren.
Die Veranstalter zeigten sich zufrieden mit dem Verlauf des Abends. Das Thema sei bei den Gästen auf großes Interesse gestoßen und wurde in den anschließenden Gesprächen intensiv weitergedacht, heißt es in der Mitteilung. Für viele Unternehmerinnen und Unternehmer wurde deutlich: Wer technologische Veränderungen erfolgreich gestalten will, muss neben der technischen Umsetzung auch den Faktor Mensch im Blick behalten – sei es bei der Einführung neuer Softwarelösungen, bei der Digitalisierung von Arbeitsprozessen oder im Rahmen größerer Transformationsprojekte.
Der BVMW verfolgt mit der Reihe „Unternehmen Hörsaal“ das Ziel, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse für mittelständische Unternehmen zugänglich und nutzbar zu machen. Die Kooperation mit dem Campus Coesfeld der FernUniversität in Hagen bietet dafür einen idealen Rahmen: Wissenschaftliche Tiefe trifft auf unternehmerische Praxis, Theorie auf Erfahrungswissen, Forschung auf konkreten Handlungsbedarf.