NEOTASTE, OSNABRÜCK | Kein Selbstläufer, keine Dauerwerbesendung

„Social Media ist keine Dauerwerbesendung! Nicht jeder Post soll den User dazu animieren, das dahinterstehende Produkt zu kaufen. Es geht vielmehr ums Branding.“ Das betont Malte Wappler, Social-Media- und Growth-Beauftragter bei NeoTaste. Hinter dem Unternehmen mit Sitz in Osnabrück steckt eine Restaurant-Entdecker-App. Es geht ums Essen und die Frage, wie Bowls, Fleisch-Kreationen, Nudelgerichte und vieles mehr besonders schmackhaft dargestellt und dabei zeitgleich die regionalen Zielgruppen neugierig auf das dahintersteckende Restaurant gemacht werden können. Dafür setzt NeoTaste auf Social-Media-Marketing auf Instagram, Facebook, TikTok und YouTube.

Quelle: NeoTaste | Mockup: Adobestock/georgejmclittle

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Das Geschäftsmodell von NeoTaste ist eigentlich schon über 20 Jahre alt: Wie beim gedruckten Gutscheinbuch, das verschiedene Gerichte in bestimmten Restaurants vergünstigt anbietet, gibt es auch über die NeoTaste-App entsprechende Rabatte bei Partner-Gastronomiebetrieben, die – im Gegensatz zum Gutscheinbuch – aber laufend aktualisiert werden können. „Wir wollen die User dazu bringen, neue Gerichte und Restaurants auszuprobieren. Wenn man überlegt, dass jeder Mensch pro Jahr durchschnittlich nur fünf verschiedene Lokale besucht, dann gibt es da aus unserer Sicht noch jede Menge Potenzial“, betont Wappler. Die App soll die Restaurantbesitzer mit den potenziellen Gästen zusammenbringen. Das ist oftmals gar nicht so einfach, wie der Social-Media-Experte weiß: „Bei neuen Restaurants gibt es eine natürliche Hemmschwelle. ‚Es könnte ja nicht schmecken‘, ist bei vielen die Befürchtung, wenn sie Restaurant und Gericht nicht kennen.“ Die Deals mit den vergünstigten Speisen aus der Gutschein-App sollen die User deshalb dazu animieren, neue Lokale zu testen. 
Aktuell sind in der NeoTaste-App Restaurants aus sieben Städten registriert. Im Frühjahr 2020 ist das Start-up zunächst in Hannover gestartet, nach und nach kamen Osnabrück, Bochum, Düsseldorf, Oldenburg, Essen und vor kurzem Köln dazu. Auch Dortmund soll zeitnah mit aufgenommen werden. Voraussetzung ist, dass je nach Stadtgröße zwischen 50 und 100 Restaurants bei den Deals mitmachen. „Corona hat uns leider nach dem Start etwas ausgebremst. Aber allein die Tatsache, dass wir nach wenigen Wochen schon über 1.000 Nutzer hatten, hat uns optimistisch gestimmt, sodass wir nach dem Lockdown wieder voll durchgestartet sind“, blickt Wappler zurück.
Um die regionale Zielgruppe zu treffen, setzt NeoTaste hauptsächlich auf Social-Media-Marketing. Im Fokus stehen dabei insbesondere die 20- bis 50-Jährigen. „Jeder aus dieser Altersgruppe hat sein Smartphone ständig dabei und ist damit für uns gut erreichbar“, erklärt Wappler. Das Targeting klappe über die Kanäle perfekt, da sich der Radius für die Reichweite genau bestimmen lässt. „Wir können unsere Inhalte auf Instagram, Facebook und Co. bei denjenigen Usern ausspielen, die in den Städten, die bei NeoTaste registriert sind, leben. Ein Nutzer aus Dortmund wird sich weniger für die Deals der Restaurants in Osnabrück interessieren, sondern vielmehr für die Angebote in seiner Stadt oder nebenan in Bochum. Für jemanden in München, wo es NeoTaste bislang noch nicht gibt, ist unsere App aktuell vermutlich gar nicht relevant, sodass er auch keine Inhalte von uns in seinen Feed eingespielt bekommt“, erklärt Wappler den Vorteil. Die Streuverluste sind also gering.
Mit Fotos und Videos von den Gerichten, die in den Restaurants aufgenommen und spektakulär in Szene gesetzt wurden – sogenannte Foodporns –, sowie Interviews mit Gastronomen und Besuchern macht NeoTaste auf Instagram, Facebook und Co. auf die Deals aufmerksam. Mittlerweile hat das Unternehmen über 10.000 Follower auf Instagram. „Food-Content kommt generell gut bei der Instagram-Community an. Über den Kanal erzielen wir damit eine große Reichweite“, betont der Marketingexperte. Neben Fotos und Videos schaltet Neo­Taste­ auch Ads, die die App im Feed der User bewerben.
Das NeoTaste-Profil auf TikTok steckt indes noch in den Kinderschuhen. „Da testen wir uns noch an die richtige Strategie heran“, gibt Wappler einen Einblick. Gelernt haben er und sein Team bereits: Die Videos für TikTok müssen anders als Reels für Instagram aufgebaut werden. Für Reichweite sorgen dort vor allem Trends wie bestimmte Musiktitel, die dafür sorgen, dass das Video dann automatisch viral geht. Und: TikTok lebt vielmehr von den Videoinhalten, weniger von der Aufmachung. Für den Text, der in den kurzen Videoclips eingeblendet wird, gibt es drei typische Schriftarten zur Auswahl. Die Zeilen sind sehr wichtig, um zusätzliche Informationen weiterzugeben und das Gesagte oder das Gezeigte zu unterstreichen, wie Wappler erklärt. „Wer ein Video mit einem anderen Programm als mit der TikTok-App schneidet, sollte also bei den Texten darauf achten, auch einen dieser drei Fonts zu nutzen, damit der Clip als authentisches Video im Feed von TikTok wahrgenommen wird. Wer da aus dem Rahmen fällt und eine eigene Typo nutzt, der macht es dem User nur unnötig schwer, entspannt durch seinen Feed zu scrollen. Durch eigene Stilmittel auffallen zu wollen, ist bei TIkTok also gar nicht förderlich“, macht er klar. Wappler geht sogar davon ausgeht, dass TikTok Instagram auf Dauer den Rang ablaufen wird.
Die Präsenz auf Social Media bringt dem Osnabrücker Start-up aber nicht nur neue Nutzer für die App. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat das Unternehmen über Instagram bereits gefunden. „Bewerber informieren sich längst nicht mehr nur auf der Homepage, sondern schauen vor allem auf dem Instagram-Profil, wie sich das Unternehmen dort präsentiert und welche Unternehmenskultur gelebt wird. Daher haben wir zum Beispiel ein 30 Sekunden langes Reel auf unserem Kanal veröffentlicht, in dem zwei Kollegen die Zuschauer durch ihren Alltag mitnehmen“, erklärt Wappler. Die Mitarbeitenden treten somit als Corporate Influencer auf. „Gesicht zu zeigen, ist nicht nur authentisch, sondern es schafft auch Vertrauen, wenn Nutzer immer wieder dieselben Personen sehen. Für das Layout verwenden wir außerdem immer dieselben Farben und unser Logo, sodass wir mit den Postings einen hohen Wiedererkennungseffekt erzielen“, erläutert der Marketingexperte, der mit 30 Kolleginnen und Kollegen bei NeoTaste arbeitet.
Weniger gut funktionieren aus seiner Sicht Stockfotos. Die Motive seien austauschbar und haben wenig Bezug zum Unternehmen oder den Restaurants vor Ort. „Wir achten darauf, dass die Fotos und Videos auch tatsächlich in den Restaurants oder Städten mit der typischen Skyline im Hintergrund aufgenommen werden“, so Wappler. Die Social-Media-Arbeit übernimmt er mit seinem Team selbst. Das kostet Zeit, aber: „Social Media ist kein Selbstläufer! Es gilt, ständig neuen Content zu veröffentlichen. Wer wochenlang inaktiv ist, den bestraft der Algorithmus mit geringer Reichweite. Unternehmen, die keine Kapazitäten haben, sich selbst um ihre Social-Media-Profile zu kümmern, sollten dann besser auf die Unterstützung einer Agentur zurückgreifen“, empfiehlt er. 

Anja Wittenberg

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