Debatten um den Beitrag der Kommunen an die Regionalagentur Münsterland e.V. sind nicht ganz neu. Schon in der Vergangenheit war mal Gesprächsbedarf angezeigt, doch bisher ließ sich das weitgehend so klären.
Mit einem aktuellen Beschluss hat der Rat der Stadt Münster jedoch unerwartet Fakten geschaffen. Man wolle den eigenen Beitrag künftig kürzen. Für das anstehende Jahr 2025 wird noch der volle Beitrag von etwas mehr als 500.000 Euro gezahlt, ab 2026 allerdings nur noch ein bisschen mehr als die Hälfte. Stattdessen solle, so die Politik, die Stadtverwaltung mit den Münsterland-Kreisen die künftigen Aufgaben des Münsterland e.V. definieren. Das Ziel: Geld sparen. In Münster gerade ein großes Thema - die Stadt hat zuletzt ausgiebig über Sparpläne für den Haushalt diskutiert.
Münsters Alleingang sorgte in den vergangenen Tagen durchaus für Unruhe. Die Landräte der münsterländischen Kreise mahnten in einer gemeinsamen Erklärung an, man dürfte nicht „im zunehmenden Wettbewerb der Regionen zurückstecken“. Der Beschluss Münsters sei „kontraproduktiv“, schließlich leiste der Münsterland e.V. gute und unverzichtbare Arbeit für die Kreise.
Für die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf formulierte Hauptgeschäftsführer Frank Tischer: „Dass nun ausgerechnet die Ratsmehrheit des Oberzentrums die regionale Zusammenarbeit durch die geplanten Kürzungen finanziell vor die Wand fahren will, ist eine Ohrfeige gegenüber der Region.“ Er betonte am Dienstag: Regionalmarketing gehe nur gemeinsam. Die aufkommende Diskussion ausgerechnet aus dem Oberzentrum sei „schlicht unsäglich und keinesfalls hilfreich“.
Auch aus dem Aufsichtsrat des Münsterland e.V. gab es Kritik. „Der Entschluss (…) schadet nicht nur dem Münsterland, sondern auch der Stadt Münster massiv. Dem Münsterland e.V. einseitig und ohne Rücksprache die Fördersumme um die Hälfte zu kürzen, ist ein ganz schlechtes Signal in einer Zeit, in der die gesamte Wirtschaft händeringend nach Fachkräften sucht. Münster braucht das Münsterland und das Münsterland braucht Münster. Das ist nicht nur kulturell und historisch, sondern gerade auch wirtschaftlich bedingt“, formulierte Henning Rehbaum, zugleich auch CDU-Bundestagsabgeordneter des Kreises Warendorf.
Grotendorst: „Mit uns hat niemand gesprochen"
Überrascht wurde übrigens auch die Regionalagentur selbst. „Mit uns hat vorher niemand gesprochen“, bedauert Vorstand Andreas Grotendorst gegenüber Wirtschaft aktuell. Man habe von der geplanten Kürzung erst nach der Entscheidung erfahren. Jetzt müsse das Thema erst einmal sacken, vor Weihnachten werde es kaum größere Gespräche dazu geben.
Dass die Entscheidung nicht in jeder Hinsicht endgültig sein müsse, machte Grotendorst allerdings auch klar. Zunächst gebe es ja bestehende Verträge, die eine Zahlung vorschrieben – oder den vollständigen Ausstieg. Zudem befänden sich aktuell zahlreiche Projekte im Bereich Kreislaufwirtschaft oder der Öko-Modellregion in Umsetzung, für die auch Fördergelder geflossen seien. „Hier würden wir auch über Rückzahlungsverpflichtungen sprechen müssen“, so Grotendorst.
Der Vorstand allerdings versteht die Aufregung in gewisser Weise als Herausforderung. „Vielleicht war auch nicht allen klar, welche Aufgaben und Produkte wir überhaupt anbieten.“ Letztlich könne man an jedes Projekt ein Preisschild hängen und dann auch entscheiden, ob man das wolle oder nicht. In gewisser Weise baute Grotendorst damit eine goldene Brücke zur Stadt Münster. Sicher sei aber, dass eine münsterländische Regionalagentur ohne die Stadt Münster nur ein „Donut“ sei. Mit einem dicken Loch in der Mitte …
Dass der münsterische Entscheid ausgerechnet in die Zeit falle, in der eine weitere Regionale-Bewerbung geplant werde, sei ungünstig. „Das geht nur, wenn wir gemeinsam als Region auftreten“, so Grotendorst am Dienstag.
Der Plan für den Jahresanfang stehe daher fest: „Wir werden offensiv ins Gespräch gehen, da kommt eine Menge Arbeit auf uns zu. Aber wir müssen Lösungen finden.“
Carsten Schulte