Herr Mertens, als Bürgermeister ist die Wirtschaftsförderung eines Ihrer wichtigsten Tätigkeitsfelder. Wie ist der Wirtschaftsstandort Lüdinghausen heute aufgestellt?
Ansgar Mertens: In den vergangenen Jahren haben sich lukrative Unternehmen in Lüdinghausen angesiedelt. Die ausgezeichnete Lage mit überregionaler Anbindung, das attraktive Umfeld und die hervorragenden Angebote in der Stadt laden dazu ein, dass viele Menschen in Lüdinghausen leben und somit auch arbeiten wollen und dass Unternehmen die Stadt als bedeutenden Wirtschaftsstandort wahrnehmen. Das spiegelt sich auch in Zahlen wider: Einzelhandelsumsatz, Kaufkraftindex und Umsatzkennziffer liegen in Lüdinghausen sowohl über dem Landes- als auch über dem Kreisdurchschnitt. Die lokale Wirtschaft steht insgesamt sehr gut da. Das ist gerade in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich und das wollen wir weiter fördern.
Wie gehen Sie das an?
Mertens: Indem wir unsere Stärken noch weiter ausbauen. Anders als andere Städte haben wir in der Innenstadt nicht mit vielen leerstehenden Ladenlokalen zu kämpfen. Im Gegenteil: Lüdinghausen ist sowohl bei Gewerbetreibenden, Einzelhändlern und Gastronomen als auch bei Besucherinnen und Besuchern sehr beliebt. Die Stadt ist dafür bekannt, dass hier nach wie vor viele inhabergeführte Ladenlokale neben herausragenden Gastronomieangeboten zum Einkaufen und Verweilen einladen. Durch Veranstaltungen mit einzigartiger Atmosphäre und unsere Märkte locken wir nicht nur Einheimische, sondern auch Menschen aus der Region an. Mit dem im Sommer gemeinsam mit Lüdinghausen Marketing ins Leben gerufenen Stadtmarkenprozess wollen wir nun noch weiter herausarbeiten, wofür Lüdinghausen und Seppenrade stehen, und diese Vorzüge nach außen präsentieren. Letztendlich kommt das auch den Unternehmen zugute.
Inwiefern?
Mertens: Wie in vielen anderen Kommunen haben auch die Lüdinghauser Unternehmen mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Dieser betrifft mittlerweile alle Sparten – sei es Handel, Industrie, Handwerk oder den Dienstleistungsbereich. Viele Unternehmen müssen sich mit Mitarbeitermangel oder Nachwuchssorgen auseinandersetzen. Und selbst wenn sie aktuell noch keinen Personalmangel haben, wissen sie doch, dass sie bereits jetzt Vorsorge für die Zukunft treffen sollten. Um Bewerberinnen und Bewerber zu überzeugen, hilft es natürlich, wenn der Unternehmensstandort, aber auch das Umfeld attraktiv sind. Ein positives Image der Stadt trägt entsprechend dazu bei.
Wie können Sie als Kommune die Unternehmen noch unterstützen?
Mertens: Zuerst einmal, indem wir immer ein offenes Ohr haben. Wenn irgendwo der Schuh drückt, sind wir als erste Anlaufstelle jederzeit erreichbar. Gemeinsam mit den Unternehmen können wir Lösungen erarbeiten. Wir wollen die Unternehmen in ihren Vorhaben unterstützen, sie fachgerecht beraten, auch mal neue Wege und Ideen aufzeigen und sie in ihrer Entwicklung begleiten. Die kommunale Wirtschaftsförderung versteht sich als Kontaktstelle und Verwaltungslotse in allen unternehmerischen Belangen. Ich freue mich sehr darüber, dass wir in diesem Bereich seit dem Sommer 2023 neue Unterstützung erhalten haben.
Herr Voß, hier kommen Sie als neuer Wirtschaftsförderer in Lüdinghausen ins Spiel. Seit dem 1. Juli des vergangenen Jahres haben Sie diese Position inne. Was hat Sie an der neuen Aufgabe gereizt?
Torsten Voß: Ich freue mich nach wie vor riesig darüber, diese spannende Aufgabe an meinem Lieblingsort ausüben zu dürfen. Ich bin in Lüdinghausen aufgewachsen und hier sehr gut vernetzt – das kann ich nun nutzen, um die Stadt in diesem wichtigen Bereich noch weiter nach vorne zu bringen.
Wie haben Sie sich in Ihrer neuen Position eingelebt?
Voß: Das ging tatsächlich sehr schnell. Ich habe die Verwaltungsabläufe bereits kennengelernt und fühle mich auch im Team sehr wohl und gut aufgehoben. Die erste Zeit habe ich genutzt, um Kontakte zu den Unternehmen vor Ort zu knüpfen und sie zu besuchen.
Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Tätigkeit gesetzt?
Voß: Ich möchte als verlässlicher Ansprechpartner für die Unternehmen in der Stadt da sein. Sie können mit allen Belangen zu mir kommen. Gleichzeitig wollen wir als Stadt natürlich auch aus eigenem Antrieb Dinge anstoßen und nach vorne bringen.
Zum Beispiel?
Voß: Im ersten Lüdinghauser Wirtschaftsdialog im November haben wir uns einem Thema gewidmet, das im Moment alle umtreibt und das Herr Mertens gerade auch schon angesprochen hat: In einer spannenden Podiumsdiskussion ging es darum, wie es Lüdinghauser Unternehmen erfolgreich gelingt, Arbeitskräfte zu finden und zu binden. Es gab viele interessante Impulse und natürlich die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und ins Gespräch zu kommen. Ganz aktuell organisiere ich den Tag der Ausbildung, der am 13. März erstmals stattfindet. Alle interessierten Unternehmen können sich beteiligen, ihre Ausbildungsberufe vorstellen und so Interesse an den Tätigkeiten in ihrem Unternehmen wecken. Den Ideen für diesen Tag sind keine Grenzen gesetzt. Die Unternehmen können auch praktische Arbeiten vorführen oder Kennenlern-Gespräche mit den Jugendlichen führen. Ganz so, wie es für sie und ihren Bereich am besten passt.
Ein entscheidender Faktor für die Entwicklung der lokalen Wirtschaft ist auch die Gewerbeflächenverfügbarkeit. Wie sieht es da zurzeit in Lüdinghausen aus?
Mertens: Leider stehen derzeit kaum noch neue Flächen für Gewerbetreibende zur Verfügung. Einerseits zeigt uns das, wie beliebt Lüdinghausen ist, andererseits wollen wir interessierte Unternehmen selbstverständlich nicht abweisen. Daher befinden wir uns aktuell auf der Suche nach Potenzialflächen und führen erste Gespräche. Wir wollen schließlich weiterhin attraktiv bleiben und unseren Standort ausbauen.
Mehr Kapazitäten gibt es in Lüdinghausen aktuell für Häuslebauer. Mit den Baugebieten Eickholter Busch und Hinterm Hagen-Hesselmanngraben schaffen Sie an gleich zwei Stellen Platz zum Wohnen. Wie ist da der Stand der Dinge?
Mertens: In beiden Baugebieten sind mittlerweile alle Grundstücke vergeben. Im Rahmen des Vergabeverfahrens gab es Fälle, in denen Interessenten Grundstücksangebote aber letztendlich doch nicht angenommen haben. Hier machen sich Inflationsdruck und steigende Baukosten bemerkbar. Letztlich ist die Nachfrage nach den Grundstücken aber nach wie vor so groß, dass die Flächen an andere Bewerber vergeben werden konnten. Der Prozess hat nur etwas länger gedauert als wir es gewohnt sind. Uns ist es wichtig, die künftige Wohnbauentwicklung mit dem Klimaschutz in Einklang zu bringen. Es ist das Gebot unserer Zeit, Baugebiete mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Daher ist dort unter anderem die Installation von Photovoltaikanlagen verpflichtend.
Herr Mertens, Herr Voß, lassen Sie uns zum Abschluss in bisschen in die Zukunft schauen: Worauf freuen Sie sich im Jahr 2024 in Lüdinghausen am meisten?
Voß: Ich freue mich darauf, mich noch mehr in meiner neuen Aufgabe einzufinden. Vor allem sind es die persönlichen Kontakte, die für mich das Tolle an diesem Beruf ausmachen. Ein Highlight wird sicherlich der Tag der Ausbildung.
Mertens: Ich freue mich darauf, die Stadt gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und der lokalen Wirtschaft attraktiv zu gestalten. In diesem Prozess als Bürgermeister eine aktive Rolle einzunehmen, ist einer der Gründe, warum mir mein Beruf so viel Freude bereitet.
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