Amazon testet vor der Inbetriebnahme eines neuen Logistikzentrums, ob in der Lager- und Transportlogistik alles rund läuft. So darf beispielsweise nichts von Transportbändern fallen, Barcodes müssen funktionieren, und Etiketten bleiben, wo sie hingehören. Um das zu überprüfen, werden Probepakete mit recyclebaren Gewichten gefüllt und auf die Reise geschickt. Die Caritas-Werkstatt Lüdinghausen packt bei diesem Auftrag mit an, genauer gesagt: packen ein. „Wir stellen die Kartons auf, befüllen sie, verschließen die Pakete und versehen diese mit Klebeetiketten“, beschreibt Bäumer den Arbeitsprozess, der dem Auftrag von Amazon angesichts des Bekanntheitsgrades des Onlineversandhändlers eine besondere Bedeutung beimisst – für das Selbstverständnis der Beschäftigten sowie für das Image der Caritas-Werkstätten als Dienstleister. Rund 200 Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung sind in der Caritas-Werkstatt in Lüdinghausen, beispielsweise im Bereich Montage und Verpackung, beschäftigt und nehmen somit am Arbeitsleben teil. Begleitet werden sie von circa 40 hauptamtlichen Mitarbeitenden. „Ziel ist die berufliche Qualifizierung der Beschäftigten für den allgemeinen Arbeitsmarkt. Um dies zu ermöglichen, übernehmen wir Dienstleistungen und Aufgaben in der Produktion unterschiedlicher Produkte, von der Fertigung bis hin zur Verpackung“, erklärt Bäumer und fügt an: „Wir möchten der Öffentlichkeit gerne zeigen, was bei uns möglich ist.“ Unter anderem ein Hersteller von Fahrradzubehör, ein Ladeneinrichter, ein Logistikunternehmen, eine Bäckerei und ein Landmaschinenhersteller wissen die Leistungsfähigkeit der Caritas-Werkstatt Lüdinghausen zu schätzen. Durch Großaufträge wie Amazon erhofft sich Bäumer auch eine Signalwirkung: „Wir würden uns freuen, wenn unser Betrieb, aber auch die weiteren Werkstatt-Standorte des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld in Nordkirchen und Lünen dadurch noch mehr ins Bewusstsein der Wirtschaft in der Region rücken.“
Enge Zusammenarbeit mit der Stadt Lüdinghausen
Platz für neue Aufträge gibt es genug. Im Jahr 2020 hat die Caritas-Werkstatt Lüdinghausen innerhalb des Gebäudes ihre Fläche um 2.500 Quadratmeter auf rund 4.200 Quadratmeter erweitert und modernisiert sowie verschiedene Arbeitsbereiche zusammengeführt. „Wir haben jetzt eine große Produktionsfläche, noch mehr Hände und die Kompetenzen in einem multiprofessionellen Team gebündelt“, zählt der Werkstattleiter auf. Die Werkstatt ist auch für Besucherinnen und Besucher zugänglich, erklärt Bäumer, der einen weiteren wichtigen Standortfaktor für den Betrieb hervorhebt: den großen Rückhalt der Stadt Lüdinghausen. Stellvertretend für die gesamte enge Zusammenarbeit nennt der Industriemeister einen eintägigen Personalaustausch im vergangenen Jahr: Im Rahmen der Aktion „Schichtwechsel“ hatte Bürgermeister Ansgar Mertens in der Caritas-Werkstatt hospitiert, um zu sehen, wie dort gearbeitet wird, während sich eine der Beschäftigten ein Bild vom Tagesablauf des Bürgermeisters im Rathaus machen konnte. Für den Herbst 2024, sagt Bäumer, werden weitere Unternehmen für diesen „Schichtwechsel“ – auch für die Standorte in Nordkirchen und Lünen – gesucht. Gut möglich, dass dann noch mehr Amazon-Aufträge auf der To-Do-Liste stehen. „Wir sind inzwischen für das Europa-Geschäft gelistet“, verrät Bäumer.