„Wir haben Rhede städtebaulich unter die Lupe genommen und dabei vor allem die Innenstadt als Entwicklungsbereich definiert. Das Zentrum wollen wir nun mit dem ISEK noch einmal intensiver angehen und aufwerten“, erläutert Christoph Terwiel, Fachbereichsleiter Bau und Ordnung bei der Stadt Rhede, in dessen Zuständigkeit auch die Wirtschaftsförderung fällt.
Dass die Kommune dabei aufs Gas drückt, liegt für Terwiel vor allem am rasanten Veränderungsprozess der Innenstädte: Der Generationswechsel im Einzelhandel, dadurch bedingte Leerstände, zunehmende Konkurrenz durch den Online-Handel und nicht zuletzt die Corona-Pandemie haben für eine ganz eigene Dynamik gesorgt. „Die Ansprüche an eine Innenstadt haben sich verändert. Immer mehr Menschen nutzen die Innenstadt nicht nur, um Besorgungen zu erledigen, sondern auch, um dort ihre Zeit zu verbringen. Darauf müssen wir städtebaulich reagieren“, betont er.
Mehr Platz für Gastronomie
Im Rahmen des STEK bringt Rhede bereits die ersten Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung rund um die St. Gudula-Kirche auf den Weg. „Wir möchten dort den Altstadtcharakter der Innenstadt erhalten, indem wir eine entsprechende Kulisse für Gastronomie und zum Verweilen schaffen“, erläutert Janina Lockner, Stadtplanerin und Fachabteilungsleiterin Stadtentwicklung und Umwelt in Rhede. Mithilfe von 160.000 Euro an Fördermitteln aus dem „Sofortprogramm Innenstadt“ wird die Stadt kurzfristig in neue Sitzgelegenheiten, Radabstellanlagen, Sonnenschirme, Pflanzkübel und ein Wasserspiel für Kinder investieren. Kleinere Gassen zwischen der Kirche und den Rheder Stadthöfen werden zu einladenden Kunstgassen. Zudem soll der Bereich rund um die St. Gudula-Kirche autofrei werden, um somit Platz für mehr Außengastronomie zu schaffen. „Damit erzielen wir schnell sichtbare Effekte rund um die Kirche“, freut sich Lockner. Die Restaurants und Cafés möchte die Wirtschaftsförderung noch stärker in den Fokus rücken. Eine Standortanalyse hat ergeben, dass Rhede im gastronomischen Bereich bereits einen guten Ruf hat, aber auch noch viel Potenzial vorhanden ist. So gab es unlängst einige Neuansiedlungen in Rhede, wie zum Beispiel eine Wiederbelebung einer ehemaligen Brauerei, die ein Rheder Bier nach alter Tradition produziert, eine Kaffeerösterei oder ein Bistro mit internationaler Küche. „Diese Ansiedlungen machen Mut“, betont Lockner und blickt auf die zurzeit laufenden Gespräche zwischen der Wirtschaftsförderung und weiteren Besitzern leerstehender Immobilien. Diese Aufgabe gehen die Wirtschaftsförderer gemeinsam mit der Geschäftsführung der Verkehrs- und Werbegemeinschaft Rhede an. „Der Fachkräftemangel macht es für Gastronomen aber nicht leicht, neue Lokale zu eröffnen“, räumt Stadtplanerin Lockner ein. Für eine gute Auslastung der Gastronomie setzt die Stadt Rhede auch auf Tages- und Wochenendtouristen. Die könnten bald im 100-Betten-Hotel, das in der Innenstadt geplant ist, übernachten. „Die Vorbereitungen laufen zurzeit“, informiert Terwiel aus dem Fachbereich Bau und Ordnung.
Auch die Gäste der Weiterbildungsstätte Akademie Klausenhof sollen in die Innenstadt gelockt werden. Eine neue Wegführung leitet sie von der Akademie vorbei am Gudula-Kloster, das die Akademie seit 2022 nach einem Umbau als Sozialzentrum betreibt, bis zum Marktplatz. Auf dem Weg zur Innenstadt können sie außerdem einen Stopp am Stauwehr in Rhede machen: „Das Areal rund um das Stauwehr haben wir komplett saniert und dort auch eine neue Fischtreppe angelegt. Damit schaffen wir nicht nur mehr Aufenthaltsqualität, sondern bringen den Besuchern auch Flora und Fauna näher“, erklärt Stadtplanerin Lockner. In den kommenden Monaten sollen außerdem noch digitale Infosäulen mit Touchscreens und Sitzgelegenheiten aufgestellt werden. Für die Umgestaltung am Stauwehr hat die Stadt auf verschiedene Fördertöpfe zurückgegriffen. Insgesamt fließen rund 170.000 Euro in das Areal.
Zentrenmanagement ausgeschrieben
Damit Innenstadtentwicklung, Einzelhandel, Gastronomie und Tourismus künftig noch stärker aus einem Guss geplant werden können, hat die Stadt Rhede ein Zentrenmanagement ausgeschrieben. Das Planungsbüro Stadt + Handel aus Dortmund begleitet das Verfahren. „Wir suchen jemanden, der die Kommunikation und Bedürfnisse der verschiedenen Innenstadtakteure koordiniert. Das können auch ganz praxisnahe Fragen sein, zum Beispiel wie man einen Biergarten ansprechend gestaltet oder welche touristischen Genuss-Highlights das aktuelle Angebot künftig ergänzen könnten“, erläutert Terwiel.
Mit dem ISEK will Rhede die Innenstadtentwicklung im kommenden Jahr fortsetzen. Nachdem die Stadtverwaltung in verschiedenen Workshops mit den Bürgerinnen und Bürgern Knackpunkte und Potenziale ermittelt hat, soll das Konzept mit konkreten Maßnahmen im ersten Quartal 2024 beschlossen werden. „Wir werden darüber hinaus auch Städtebaufördermittel beantragen, um die verschiedenen Projekte finanziell auf sichere Beine zu stellen“, blickt Terwiel voraus.
In der Summe sehen er und Stadtplanerin Lockner Rhede damit auf einem guten Weg: „Wir haben in den vergangenen Monaten große, wichtige Schritte gemacht und werden in diesem Tempo weitergehen. Die Innenstadtentwicklung ist eine Daueraufgabe“, betont Terwiel.