Herr Uphoff, im vergangenen Jahr hat die Stadt Sassenberg Gewerbesteuern von rund 12,7 Millionen Euro eingenommen. Das war deutlich mehr als ursprünglich angedacht – geplant hatten Sie mit 6,5 Millionen Euro. Warum haben die Sassenberger Unternehmen 2023 offenbar so erfolgreich gewirtschaftet?
Die Unternehmen in Sassenberg und Füchtorf repräsentieren einen breiten Branchenmix, was den Standort insgesamt weniger krisenanfällig macht. Auch die Betriebsgrößen und die erschlossenen Märkte reichen vom lokalen Handwerk vor Ort bis hin zu international agierenden Unternehmen mit hohen Exportquoten. Selbst wenn eine Branche konjunkturell bedingt etwas schwächelt, gibt es zahlreiche Unternehmen aus anderen Bereichen, die dafür sorgen, dass es dem Wirtschaftsstandort Sassenberg in der Summe gut geht. Insofern gilt zu konstatieren, dass einerseits die Mehrzahl der bei uns vertretenen Branchen offenkundig die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des vergangenen Jahres für sich zu nutzen wusste und dementsprechend gut gewirtschaftet hat. Andererseits durften wir uns auch noch über nicht unerhebliche Nachzahlungen für vergangene Wirtschaftsjahre freuen, sodass die Gesamtsumme an Gewerbesteuern 2023 erfreulich hoch ausfiel.
Stimmung ist „Von bis“
Welche Stimmung nehmen Sie aktuell bei den Unternehmen wahr?
Wie sagt der Westfale so schön: „Von bis“. Aktuell ändern sich die Marktbedingungen in einem rasanten Tempo und fordern unsere Unternehmen damit enorm. Das gilt sowohl für die Regulatorik als auch für die Rekrutierung von Arbeitskräften und insbesondere auch für die Bewältigung stark steigender Einkaufs- und Produktionskosten in nahezu allen Bereichen.
Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt ist der Tourismus. Welche touristischen Highlights würden Sie einem Gast empfehlen, sich unbedingt bei einem Besuch in Sassenberg anzuschauen?
Da gibt es tatsächlich jede Menge Highlights, sodass man schon mehrere Tage in Sassenberg und Füchtorf verbringen müsste, um wirklich alles zu sehen. Aber ich nenne mal beispielhaft drei touristische Sehenswürdigkeiten, die man typischerweise mit unserer Stadt verbindet. In der Ortslage Sassenberg ist das Naherholungsgebiet „Feldmark“ mit dem gleichnamigen Feldmarksee ein absolut lohnenswertes Ausflugsziel. Viel zu entdecken und sich gleichzeitig zu bewegen gilt auch bei den zwei gekennzeichneten Rundgängen – einer führt durch die Innenstadt zu verschiedenen historischen Gebäuden und ein weiterer durch den wunderschönen Brook mit Erinnerungen an die fürstbischöfliche Zeit. Die Routen kann ich sehr empfehlen. Im Ortsteil Füchtorf ist die Doppelschlossanlage Harkotten immer eine Reise wert. Und: Der Besuch der vielen Spargelhöfe sollte in der Spargelzeit ebenfalls bei keinem Besuch fehlen. So kommt man auch in den Genuss traditioneller Sassenberger Spezialitäten.
Apropos Erholungsgebiet Feldmark: Dort hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher dort heute?
Das Strandbad wurde in den vergangenen Jahren durch eine neue, sehr großzügig angelegte Terrasse ergänzt, die dem Deck eines Piratenschiffes nachempfunden ist und auf den Namen „Sonnendeck“ getauft wurde. Ein Eiscafé und ein Restaurant sorgen dort für eine perfekte Verpflegung und werden sehr gut angenommen. Auch das neu gebaute Sanitär- und Mehrzweckgebäude findet großen Anklang und hat den Standard am Feldmarksee noch einmal erhöht. Eine hygienisch gepflegte, entsprechend ausgestattet Anlage gehört zu einem entspannten Aufenthalt einfach dazu. Dank unserer Wassersportabteilung sind auch weiterhin das Tretbootfahren und Segeln auf dem See möglich. Darüber hinaus lädt ein neu gebauter „Piratenspielplatz“ die kleinen Gäste zu unbeschwertem Spielen ein.
Ein Anziehungspunkt ist sicherlich auch das Freibad. Sie investieren aktuell rund 2,9 Millionen Euro in den Neu- und Umbau. Was haben Sie vor?
Bis zum Frühjahr 2025 wird das Umkleide-, Sanitär- und Wirtschaftsgebäude auf rund 640 Quadratmetern neu errichtet. Der Personal- und Verwaltungstrakt wird als Warmgebäude in Massivbauweise errichtet. Die Umkleidekabinen werden in Holzrahmenbauweise gebaut. Damit verbessern wir die Aufenthaltsqualität für unsere Gäste – ohne, dass das Freibad seinen ursprünglichen Charme verliert, denn das Wasserbecken aus dem Jahre 1958 werden wir weiterhin erhalten und in das moderne Gebäudeensemble einfügen. Diese Investition hat für uns einen hohen Stellenwert, da wir durch den Umbau künftig nicht nur ein barrierefreies Freibad in Sassenberg haben, sondern damit auch einen unverzichtbaren Bestandteil der örtlichen Daseinsvorsorge für die nächsten Jahre sichern. Mit Gründach, einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Neubaus und einer Wärmepumpe werden wir das Freibad zudem klimaschonend betreiben.
Ein Thema, das Kommunen bundesweit vor eine Herausforderung stellt, ist der Ausbau der Betreuungsplätze für die Kleinsten. Wie stellt sich die Situation in Sassenberg zurzeit dar?
Der Bedarf an Betreuungsplätzen ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Insbesondere die Betreuung der Unter-Dreijährigen erfordert ein ausgeweitetes Raumprogramm. Die am Jahresanfang 2024 neu bezogene Kita „Wichtelwald“ ist als Einrichtung mit vier Gruppen gestartet, in der jeweils zwei Gruppen für die Unter-Dreijährigen und Über-Dreijährigen genutzt werden. Die Kita „Pusteblume“ mit zurzeit zwei Gruppen wird aktuell ebenfalls zu einer Vier-Gruppen-Einrichtung ausgebaut, um möglichst schon zu Beginn des Kita-Jahres 2025/2026 alle absehbaren Bedarfe abdecken zu können. Im Ortsteil Füchtorf nutzen wir aktuell als Übergangslösung eine mobile Zwei-Gruppen-Kita, die in absehbarer Zeit durch einen entsprechenden Neubau abgelöst werden soll.
Auch in der Offenen Ganztagsbetreuung stehen vor dem Hintergrund des Rechtsanspruchs für Grundschulkinder auf einen Betreuungsplatz ab 2026 Investitionen an. Was haben Sie geplant?
Für unsere drei Grundschulen im Stadtgebiet erarbeiten wir gerade unter Einbindung externer Unterstützung Konzepte für pädagogische und bauliche Veränderungen, selbstverständlich unter Einbeziehung der jeweiligen Schulleitungen. Schon im kommenden Jahr sollen erste Baumaßnahmen umgesetzt werden, um mit dem Beginn des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz im Offenen Ganztag ab dem 1. August 2026 gute Startvoraussetzungen in allen Grundschulen unserer Stadt zu bieten.
„Ich empfinde große Dankbarkeit für das gute Miteinander in unserer Stadt.“
Herr Uphoff, Sie sind seit nunmehr 22 Jahren Bürgermeister in Sassenberg. Auf welche Momente oder Entscheidungen sind Sie rückblickend besonders stolz?
Das Wichtigste ist, dass der bürgerschaftliche Zusammenhalt in all den Jahren gewahrt werden konnte. Das ist meines Erachtens bei den vielen Herausforderungen, die im Laufe der Zeit zu meistern waren, nicht unbedingt selbstverständlich. Schließlich hat der seit Jahren andauernde Zustrom von geflüchteten Menschen oder die Corona-Krise manches in unseren Kommunen verändert, das nur im guten Miteinander aller Akteure getragen werden kann. Dafür bin ich allen ehrenamtlich und hauptamtlich tätigen Akteuren sehr dankbar. Insgesamt, so glaube ich, hat sich das „Standing“ der Stadt Sassenberg als Wohnort und Arbeitsstätte, aber auch als Urlaubsort, in all den Jahren kontinuierlich gefestigt. Insoweit empfinde ich hier keinen persönlichen Stolz, sondern eine große Dankbarkeit für das täglich gute Miteinander in unserer Stadt.