Uelsen

Gewerbeflächenentwicklung: neuer Anlauf für altes Bundeswehrdepot

Vier Gewerbegebiete werden durch die Mitgliedsgemeinden Wilsum, Itterbeck, Wielen und Uelsen innerhalb des Samtgemeindegebietes ausgewiesen. Doch viel Platz ist nicht mehr. Gerade einmal rund 4.300 Quadratmeter stehen zum Beispiel noch in Uelsen zur Verfügung. Als „endlich“ bezeichnet Samtgemeindebürgermeister Hajo Bosch das Angebot folgerichtig. Man werde sich Gedanken machen müssen, wie man sich auf mögliche weitere Bedarfe einstelle. Ein potenzielles Projekt gäbe es schon: Die Euro-Itter Grundstücksgesellschaft hat das alte Kasernendepot erworben und plant dort einen Gewerbemix.

Für das ehemalige Bundeswehrdepot gibt es neue Pläne. Foto: Euro-Itter Grundstücksgesellschaft

Anzeige

Wenn es um Gewerbegebiete geht, hat Uelsen ein Problem, für das es gleich zwei Gründe gibt: Der Samtgemeinde fehlt es an den typischen Flächen, wie sie an anderen Standorten verkehrsgünstig entlang von Autobahnen existieren. Zum anderen begrenzt der Bedarf an Ackerflächen in der landwirtschaftlich geprägten Region die Möglichkeiten. Insgesamt gestalte sich der Flächenmarkt derzeit eher schwierig, formuliert Bosch.  

Dabei liegt so etwas wie ein Filetstück noch immer unberührt direkt vor Ort – und das schon seit mehr als 20 Jahren. Die Rede ist vom früheren Bundeswehr-Depot in Itterbeck. Rund 127 Hektar umfasst die Fläche, mehr als 40 Lagerhallen stehen darauf. Im Jahr 2003 erwarb der niederländische Investor Hennie van der Most mit seiner Entwicklungsgesellschaft das weite Areal. Van der Most plante den Umbau der Anlage zu einem Ferien- und Freizeitpark, was in der Samtgemeinde auf großes Interesse stieß. Es folgte: nichts. Bis 2006 nutzte die Bundeswehr die Flächen noch übergangsweise als Mieter, doch anschließend ging es mit dem geplanten Umbau nicht voran. Das ehrgeizige Projekt Freizeitpark erwies sich in der Folge als zu groß, Auflagen durch Naturschutz oder Kompensationsflächen waren schwer zu erfüllen, dann tat die wirtschaftliche Gesamtentwicklung in den vergangenen Jahren ihr Übriges.  

Kombination aus Gewerbe, Naturschutz und regenerativer Energiegewinnung

Am Ende zog auch die Politik nicht mehr mit: 2021 verabschiedete sich beispielsweise die SPD von dem Projekt und bezeichnete es als „gescheitert“. Seit Jahresanfang 2024 hat sich die Lage allerdings verändert. Die Ende 2023 gegründete Euro-Itter Grundstücksgesellschaft hat das Areal erworben. Hinter Euro-Itter steckt neben Geschäftsführer Stephan Mörs auch die Itterbecker Unternehmerfamilie Peters. Ihr Plan für das frühere Bundeswehr-Depot: eine Kombination aus Gewerbe, Naturschutz und regenerativer Energiegewinnung. Die Fläche brächte dafür viel mit: Das Grundstück ist erschlossen, verfügt über eine belastbare Infrastruktur und zudem fertige Lagerhallen, wenngleich diese saniert werden müssten. „Wir hatten das Areal schon seit einiger Zeit im Blick und als sich nun die Gelegenheit bot, haben wir zugegriffen. Wir können hier auch für den Standort Itterbeck etwas Sinnvolles tun”, erklärt Pascal Peters als einer der Investoren. „Aus unserer Sicht haben wir ein schlüssiges Konzept, das wenig bauliche Veränderungen erfordert und zugleich Platz für eine nachhaltige Energiegewinnung bietet. Wichtig war uns, dass grüne Flächen grün bleiben.” 

Zwar sei noch einiges zu tun, doch aus Sicht der Samtgemeinde sind die Pläne von Euro-Itter allemal spannend. „Das ist ein wichtiges und großes Projekt für uns“, so Bosch. „Gerade auch mit Blick auf die potenziellen Arbeitsplätze.“ Die Bedeutung für die Kommune vor Ort wird auch durch die Beteiligung der Standortgemeinde Itterbeck an dem Projekt unterstrichen. Damit solle ein Mitspracherecht der Politik gesichert werden – eine dauerhafte Brachfläche soll nicht mehr drohen.   

Bosch sieht allemal Chancen für eine Realisierung. „Vorstellen können wir uns kleinere oder mittelständische Unternehmen, vielleicht auch speziell aus dem weit gefächerten Bereich der IT-Sparte. Die Ansiedlung von größeren Industriebetrieben wird eher schwierig“, sagt er. Jedoch keine großen Industriebetriebe. Um künftig Gewerbe einen Platz bieten zu können, muss zunächst der Flächennutzungsplan angepasst werden. Und es braucht anschließend einen Bebauungsplan. Das alles wird Zeit in Anspruch nehmen, sodass sicher weitere zwei, drei Jahre ins Land streichen werden, ehe Bagger anrollen, wie der Samtgemeindebürgermeister erklärt. Auch Pascal Peters hat diesen Zeitplan im Kopf, sieht darin sogar Vorteile. „Hennie van der Most nutzt die Zeit, um die Fläche zu räumen, während wir die Planungen weiter vorantreiben.” Dann aber sollen die bestehenden Hallen saniert werden und auf den Dächern Photovoltaikanlagen installiert werden. Und für die Samtgemeinde könnten sich ungeahnte Möglichkeiten in der Vermarktung von Gewerbeflächen ergeben. 

Artikel teilen
Podcast

Starke Gäste – starke Gespräche

Spannende Gespräche mit interessanten Menschen zu relevanten Themen, die nicht nur die Wirtschaftstreibenden im Münsterland und dem südwestlichen Niedersachsen bewegen – das und einiges mehr gibt es alle 14 Tage mit dem Wirtschaft aktuell-Podcast aufs Ohr.

jetzt anhören


Neuigkeiten
aus der Region