Wie Siemenspressesprecher Franz-Ferdinand Friese auf Nachfrage von Wirtschaft aktuell bestätigte, laufe der Geschäftsbereich Kupplungstechnologie in Vreden zwar gut, aber: „Um die Zukunftsfähigkeit zu sichern, wollen wir uns auf die ‚MD-Antriebsachse’ entlang der Standorte Bocholt-Mussum-Voerde stärken. Dazu ist der Umzug von Vreden nach Bocholt nötig“, erläuterte Friese, der die Standortschließung als eine „strategische Entscheidung“ bezeichnete.
Ziel sei es, eine dauerhafte Nachfrageschwäche bei Windkraftgetrieben durch Wachstum im Industriegeschäft zu kompensieren. Dafür sollen bislang getrennt operierende Fertigungseinheiten, sowie Logistik- und Verwaltungsaufgaben zusammengelegt werden. Der Münchener Konzern erhofft sich davon eine höhere Wachstumsfähigkeit sowie die Erschließung zusätzlicher Potenziale im Industriegeschäft.
Konkret heißt das in der Praxis: Alle bisherigen Arbeitsplätze in Vreden sollen nach Mussum umziehen und der Bereich Kupplungstechnologie von Vreden an den Standort Bocholt verlagert werden. Dort wird er auf den Freiflächen der Teilefertigung angesiedelt. „Ich bin davon überzeugt, dass dies die richtigen Maßnahmen sind, um die Herausforderungen unseres Geschäftes heute und in Zukunft erfolgreich zu meistern“, erklärte Theo Maas, Leiter und weltweiter CEO der Geschäftseinheit Mechanical Drives.
Bei Vredens Bürgermeister, Dr. Christoph Holtwisch, stoßen die Pläne derweil auf Skepsis: „Am Standort in Vreden wird seit Jahren erfolgreich gearbeitet. Aus Sicht des Konzerns mag es eine logische Überlegung sein, das Werk zu verlagern. Trotzdem ist es sicherlich auch nötig, vor Ort zu überprüfen, wie ein Standort aufgestellt ist. Für die Stadt ist es eine schwierige Situation und ich bedauere die Entscheidung von Siemens sehr“, machte er klar. Der Bürgermeister betonte aber, dass er „am Ball bleiben“ wolle und in stetigem Kontakt mit der Konzernführung sowie mit dem Betriebrat stehe. „Die Nachricht muss ich zunächst zur Kenntnis nehmen. Allerdings werde ich noch ein direktes Gespräch mit Siemens führen. Seitens der Politik haben wir bereits unsere Unterstützung gegenüber den Beschäftigten zugesichert“, erklärte er.
Neben der Standortverlagerung plant Siemens darüber hinaus, bundesweit innerhalb der nächsten vier Jahre bis zu 500 Arbeitsplätze zu streichen, davon allein 200 in Bocholt. Anders als Gewerkschaftsvertreter befürchten, betonte Pressesprecher Friese, dass davon aber nicht die 180 wechselnden Vredener Mitarbeiter betroffen seien. „Die Stellen werden in der Teilefertigung, nicht aber im Bereich der Kupplungstechnologie gestrichen“, erläuterte er.